Wohnst du noch oder lebst du schon? – Rückblick auf unser Familienwochenende

Ein Kreuz aus Ästen hängt an einer Kordel. Dahinter: Menschen in einem Park auf Bänken um eine Mitte versammelt.

Mittlerweile sind alle „Kinder“ erwachsen und aus dem Haus. Aber nicht alle sind mit ihrer Wohnsituation zufrieden. Wohnen können wir für ein paar Tage in Marienberge. Aber in meinem Zimmer mekrt jeder sofort, dass es mein Zimmer ist. Denn mein Zimmer ist Teil meines Lebens. Wohnst du noch oder lebst du schon? Wie kommt es , dass manche Menschen mit ihrer Wohnsituation unzufrieden sind und was kann man da machen? Wir haben uns ein ganzes Wochenende genommen, um dem Problem auf den Grund zu gehen. Die KEFB Essen hat uns bei der Organisation geholfen.

Arche Noah

In Marienberge im Westerwald gibt es ein schönes Tagungshaus mit traditioneller Anbindung an das Ruhrgebiet (mehr dazu vor Ort). Dort konnten wir das Erdgeschoss gut nutzen. Es hat Zimmer mit höhenverstellbaren Betten und barrierefreier Dusche (auch an den Duschhocker war gedacht worden). Wie der Titel des Hauses schon sagt, leben in Marienberge auch Tiere. Das macht Spaß. Rundherum viel Natur und Esel, Hühner, Rehe, Pferde, Ziegen … und Mücken. Wir hatten ein solches Traumwetter, dass sich sogar die Mücken noch auf den Weg machten.

Wohnst du noch oder lebst du schon?

Ein großes Möbelhaus hat uns den Slogan für unser Wochenende in den Schoß gelegt. Das springt sofort ins Auge: Wir sind alle gut untergebracht, aber leben wir gerne in unseren Wohnungen? Was passt uns nicht? Was hätten wir gern anders?

Einspruch

Aber es gibt auch die Zweifel an einem selbstständigen Leben. Kann es da genug Hilfe geben? Schaff ich das? Wer wird mich unterstützen?

Träume gibt es viele, aber das Leben ist kein Ponyhof. Trotzdem mag es geboten sein, sich einmal Gedanken darüber zu machen, ob alles ok ist, wie es ist.

Wer hilft beim Aufbruch?

Wir haben unsere Erfahrungen mit dem Landschaftsverband und den Hilfeträgern ausgetauscht. Ein guter Tipp ist die Teilhabeberatung. Wer sich noch nicht entschieden hat, kann dort im Gespräch beraten werden. Das konnten wir gut vorbereiten, in dem wir für die, die selbstständig leben wollen, eine individuelle Liste von Fragen und Wünschen erstellt haben. Auf der Rückseite der Liste stehen die Kontaktdaten des jeweils zuständigen Büros für unabhängige Teilhabeberatung.

Mehr als satt und sauber

Auf den ersten Blick ist alles in Ordnung. Vielleicht haben wir uns schon zu sehr daran gewöhnt, dass wir nicht alles bekommen, was wir wünschen. Aber es wäre doch schöner, wenn wir zumindest wüssten, wen wir ansprechen können, wenn wir unzufrieden sind. Wohnen ist mehr als ein Schlafplatz. Wohnen ist Sicherheit und Geborgenheit. Mein Zimmer sieht nach meinem Zimmer aus und ist nicht austauschbar wie ein Hotelzimmer. Darum: Wohnst du noch oder lebst du schon? Leben in der eigenen Wohnung bedeutet auch, dass ich mich von da aus auf Abenteuer begeben kann, weil ich weiß, dass ich dahin zurück kommen werde.

Leben ist auch Wohnen ist auch Leben

Es gibt Zimmereinrichtungen, die passen für jeden Menschen. So war es im Haus Marienberge. Aber wir bleiben dort ja auch nur für ein paar Tage. Wo ich mich niederlasse, richte ich mich ein. Mein Zimmer ist unverwechselbar. Und, besonders wichtig, mein Zimmer ist mein Zimmer. Das heißt: Ich bestimme, wer mein Zimmer betritt. Das nennt man Privatsphäre.

Achtsamkeits- und Körperübungen

Neben leckerem Essen und Freizeit an der frischen Luft gab es Übungen, die Angela Hoppe für uns anleitete. Sie hat Erfahrung mit Yoga und konnte viele schöne Bewegung, Spiele und Lieder einbringen, die unsere durchaus anstrengende gemeinsame Arbeit auflockerten und unsere Körper entspannten.

Gottesdienst

Es ist aus den Anfangszeiten des Familienkreises eine liebe Tradition, den Gottesdienst am Sonntag gemeinsam vorzubereiten und zu feiern. Diesmal leider ohne einen Priester. Aber auch ein Wortgottesdienst kann feierlich sein. Das Evangelium vom Sonntag stand in Leichter Sprache im Mittelpunkt. Ein Teilnehmer spielte Gitarre. Weitere Teilnehmer lasen Gebete. Gemeinsam sangen wir unser Lob vor Gott. Dank des spätsommerlichen Wetters konnten wir das an frischer Luft im Grünen tun.

Ausflug mit Leiterwagen

Unvergesslich wird uns der Ausflug auf dem Leiterwagen zu einem nahen Bauernhof bleiben. Der Leiterwagen wurde von einem Trecker gezogen. Es ging durch den Westerwald. Weite grüne Landschaft, abgeernetet Felder, glückliche Kühe. Am Ziel gab es frischgebackenen Kuchen, Kaffee und eine Gesangsrunde zum Akkordeonspiel des Hausleiters.

Was kommt nach dem Wochenende?

Wir haben einige Aufträge verabredet. Dazu gehört der Besuch der Teilhabeberatung, der mutige Schritt in die eigene Wohnung und die Suche nach Kooperationspartnern. Denn das fiel uns im Gespräch immer wieder auf: Wir brauchen Kooperationspartner. Zu viele Menschen haben Interessen, die sich mit den Interessen von Menschen mit Behinderung beißen.

Wie können wir auf Dauer Menschen mit Behinderung begleiten in ihre Selbstständigkeit und in ihrer Selbstständigkeit?

Für das kommende Jahr haben wir uns schon einen Termin ausgesucht. Wir werden ihn hier im Kalender veröffentlichen, wenn wir geklärt haben, ob die Finanzierung gesichert ist.

Wermutstropfen

Es gibt Menschen, die früher mit uns auf die Wochenenden gefahren sind, es aber heute nicht mehr schaffen. Sie können weder die Anreise noch die Teilnahme an sich organisieren. Es gibt für sie keine wirksame Hilfe. Aber auch da bleiben wir dran. Noch haben wir Kontakt und wir werden ihn nicht abreißen lassen.

Save the date:
Wir planen ein nächstes Familienwochenende vom 27. bis zum 29. September 2024.
Aktualisierungen finden Sie unter Terminen und in unserem Newsletter.

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